Hier könnt ihr ein paar meiner Texte lesen, die nichts mit Konzerten zu tun haben.
Here you can have look at some of my not-concert-report texts.
Här kan du läsa några texten som jag har skrivit.

Inhalt / content / innehållet:

Große Freiheit
Idee?
Den förtrollande gästboken / Das zauberhafte Gästebuch
burning flame
Rache an der Powerfrau



Große Freiheit

Es war bereits das dritte Kaugummi, das in seinem Mund langsam zäh wurde und an Geschmack verlor. Der anklagend blinkende Cursor auf dem Bildschirm zeigte ihm mit schmerzhafter Deutlichkeit, dass er noch nichts geschafft hatte. Alle guten Vorsätze, etwas ganz Besonderes zu Papier zu bringen, schwanden dahin wie Zitroneneis in der prallen Sonne. Das Einzige, was noch schneller schwand, war die Zeit. Paul blieben nur noch wenige Tage, um die Arbeit zu beenden und damit die Katastrophe abzuwenden. "Scheiß was auf das Meisterwerk, fang an zu schreiben!" versuchte er sich zu motivieren. Er sah plötzlich wieder Thomas vor sich, der ihm lässig mit dem Messer spielend gegenübersaß und ihn durchdringend ansah. "Paul, deine Zeit rennt dir davon." Mehr hatte Thomas nicht gesagt, sondern war plötzlich aufgestanden und wenige Minuten später vom Hof gefahren. Angestrengt legte Paul seine Stirn in Falten, schaute über das Chaos auf dem Schreibtisch hinweg aus dem Fenster den Wolken zu und plötzlich begannen seine Finger wie von allein, rhythmisch auf die Tastatur zu drücken. Bloß keine stundenlangen Streitereien in dieser verdreckten und düsteren Baustelle mehr, die vor dem Tod des Inhabers eine stolze Kneipe gewesen war.

Auch Stefan fühlte sich in der staubigen Atmosphäre der Kneipe im Moment alles andere als wohl. Genau wie Thomas spürte er den Zeitdruck, der in den letzten Tagen immens angewachsen war und den die allgemein schlechte Laune auch nicht besser machte. Er sah sich kritisch um. Die Bänke, die überall außer im Bereich der Theke an den Wänden angebracht waren, hätten dringend eine neue Lasur nötig gehabt und auch die Tische boten weder einen einladenden noch einen stabilen Anblick. Dadurch, dass alle Fenster sorgfältig mit Zeitungspapier abgeklebt waren, wurde es trotz der Halogenscheinwerfer hier nie richtig hell und die Stapel von Schalldämmung schienen jeden Laut zu verschlucken. Seufzend griff Stefan wieder nach seinem Werkzeug und schraubte die stabilen Haken in die Decke, für die es später ein leichtes sein sollte, das Gewicht eines Menschen zu tragen.

Zur gleichen Zeit saß Thomas mit seiner Freundin Tessa am Ufer der Alster und spielte beiläufig an den Schnürsenkeln seiner Boots herum. In ein paar Wochen würden sie hier wieder alle zusammen sitzen und bis lange nach Sonnenuntergang grillen und Wein trinken. Im Moment war Thomas mit seinen Gedanken jedoch ganz woanders, als er die verträumte junge Frau an seiner Seite beobachtete. Die Sonnenstrahlen umspielten Tessas blonde Locken und die mittlerweile deutlich sichtbare Wölbung ihres Bauches mit weichem Licht. In vier Monaten würde es soweit sein: Thomas musste nicht nur für sich selbst sondern auch für seine kleine Familie sorgen. Noch immer hatte er nicht den Mut gefunden, den anderen zu sagen, dass er in Kürze weit weniger Zeit und Energie in ihren Traum von der "großen Freiheit" würde stecken können. Und noch hatte er Tessa nicht gesagt, warum er in letzter Zeit so oft später und dazu völlig verdreckt nach Hause kam.

Kurz bevor die altersschwache Standuhr am nächsten Morgen mit nervtötendem Scheppern "halb acht" von sich gab, betrat Paul abgehetzt den Lagerraum und ging durch die frisch geflieste Küche von hinten auf die Theke zu. Dabei entging ihm nicht, dass an der Wand über der Edelstahlanrichte schon die Magnetleiste mit einem Satz der schärfsten Messer zwischen Himmel und Erde montiert war. Thomas und Stefan drehten sich um und sahen ihm ungeduldig entgegen. Beide spielten ohne es zu merken mit ihren Werkzeugen herum. Plötzlich lag eine körperlich spürbare Spannung in der Luft, die von den von der Decke baumelnden Ketten zu reflektiert werden schien. Vorsichtig stellte Paul den flachen Kasten, den er unter dem Arm trug, an einem Tisch ab, legte die unscheinbare Mappe dazu und sah sich prüfend um. Stefan hatte in den letzten Tagen offensichtlich ganze Arbeit geleistet und den gesamten Laden sorgfältig gedämmt. Jetzt könnte man hier einen Bären erschießen, ohne dass die Nachbarschaft davon hören würde. "Was zum Henker wollt ihr mit den Ketten anstellen"" fragte Paul mit heiserer Stimme. Stefan grinste. "Das wirst du schon noch sehen, keine Sorge."

In den nächsten Stunden zimmerten die drei eifrig an einem kniehohen Podest in der Ecke und lasierten die Bänke ein zweites Mal. Als um zehn die Lieferung der Stahlbaufirma ankam und drei Monteure mit geübter Hand die Montage begannen, staunte Paul nicht schlecht: An den Ketten hing nach weniger als einer Stunde ein Quadrat aus Traversen, an dem schon in ein paar Tagen die Boxen und Scheinwerfer montiert werden würden. "Jetzt zu deiner Kiste, Kleiner!" befahl Thomas. Paul hoffte inständig, dass er sich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte und ihm das Kunststück gelungen war, seinen hohen Ansprüchen zu genügen. Vorsichtig öffnete Paul den Kasten ohne jedoch die Luftpolsterfolie wegzunehmen. Er griff nach der Mappe und drückte sowohl Thomas als auch Stefan eine frisch gedruckte Speisekarte in die Hand, dann schob er die Luftpolsterfolie an die Seite. Sie gab den Blick auf das Schild frei, zu dem nach der Eröffnung in zwei Wochen hoffentlich viele viele Gäste strömen würden, um die Kreationen von Thomas, dem musikverrücktesten Koch zwischen Alster und Nordsee, zu genießen.

Für diesen Traum hatten sie alle drei ihre Jobs aufgegeben, aber noch konnte keiner von ihnen glauben, dass er tatsächlich wahr werden würde. "Ich habe übrigens gebeichtet", sagte Thomas. "Allerdings habe ich ihr nur gesagt, sie solle sich hier nach meiner großen Freiheit umsehen. Ein bisschen Spannung muss bleiben." Andächtig schraubten die drei das schwere Schild in Gemeinschaftsarbeit draußen über die Tür. Gerade als sie fertig waren trat Tessa zu ihnen und legte neugierig den Kopf in den Nacken. Über der Skyline von Hamburg stand da in verschlungen Buchstaben zu lesen: "HUGE LIBERTY" und klein darunter: "Hamburgs erstes Jazzrestaurant".

(Juli 2006)



Idee?

Ist es so schwer, 3000 Zeichen zum Thema "Idee" aufs Papier zu bringen? Ich könnte es mir natürlich leicht machen und das Wort "Idee" einfach 600 Mal aufschreiben. Das wäre unverfälscht und sonnenklar: viele viele Ideen auf einem einzigen Blatt Papier. Gleichzeitig hätte ich sogar eine Geheimsprache innerhalb der deutschen Sprache erfunden, denn außer mir würde niemand etwas mit diesem Text anfangen können. Oh, da liegt der Haken: Wer gibt schon Texte in Auftrag, die niemand versteht?

Gut, dann starte ich einen neuen Versuch, Inspiration zu sammeln. Das Internet ist dafür immer geeignet und meine Lieblingsseite schnell aufgerufen. Doch was ist das? Unter dem Stichwort "Idee" stoße ich noch in den Top Ten ausgerechnet auf meinen Chef. Hey, Gemeinheit, heute ist Sonntag. Ich beschließe schnell, mich lieber an anderer Stelle inspirieren zu lassen und meinen Chef bis morgen Früh ganz einfach wegzuklicken.

Ich müsste doch auch ohne elektronische Unterstützung auf Ideen kommen können, oder? Dazu brauche ich mich nur auf meinem Schreibtisch umsehen. Die halb volle Limonadenflasche bringt eine sonnige Farbe ins Spiel und bietet einen schönen Kontrast zu meinem hellblauen Lieblingsbuch: Dem Synonymlexikon. Idee? Eingebung? Erleuchtung? Einfall? Das hört sich alles danach an, als müsse ich darauf warten. Aber Zeit ist Geld und so lasse ich meinen Blick weiter über die massive Buchenholzplatte schweifen. Die leer geknabberten knisternden Bonbonpapiere bringen mich auf die Idee, sie wegzuschmeißen und mir neue Nervennahrung zu holen.

Der Weg ist zwar kein sonderlich langer Spaziergang, aber ich komme mit einem weiteren Einfall an den Tisch zurück. Ideen sind auf jeden Fall international, neben uns Deutschen nennen auch die Engländer, die Franzosen und sogar die Schweden ihre Einfälle so. Auch wenn sie es ein bisschen anders schreiben. Offensichtlich gibt es etwas, das Ideen weltweit gemeinsam haben. Meine Theorie wird auf der Stelle bestätigt, als meine Freundin aus Bayern mir erzählt, sie stricke momentan das Bungeeseil für meinen Geburtstag. Gelobt sei derjenige, der den "Messenger" erfunden hat und es uns somit ermöglicht, permanent mit lieben Menschen Ideen auszutauschen; sogar im innerdeutschen Ausland.

Ist Ihnen etwas aufgefallen? In meinem Erfahrungsbericht über die Ideensuche habe ich nach und nach die wichtigesten Merkmale der Idee herausgestellt. Für die Überflieger noch mal die Zusammenfassung:

Entgegen der Aussage meines Lexikons muss man auf eine Idee nicht warten, sie kommt von ganz alleine. Und man kann überall Ideen haben. Sich am Schreibtisch festzuketten ist - auch wenn die Platte noch so vollgepackt ist - wenig hilfreich. Zum Glück haben Menschen auf der ganzen Welt Ideen. Ein paar davon sind verrückt, so wie das selbstgestrickte Bungeeseil aus Bayern. Ein paar davon führen scheinbar in Sackgassen, so wie die 600 gleichen Wörter auf DIN A 4. Doch auch diese abstrusen Gedanken bringen weiter, denn sie alle haben zu der Erkenntnis beigetragen:

Jeder neue Gedanke ist eine Idee. Ob diese Idee gut ist, liegt nur an uns.

(Januar 2006)



Den förtrollande gästboken

Tänk er:
En ung man som kallas "Du-vet-vem" förtrollar små flickor. I Joanne K. Rowlings version gör han det med bläck och i den gamla dagboken av Tom Riddle, i Tyskland med en gästbok på Internet. Så snart han fångar en flicka börjar ett tumult. Och när det för en gångs skull är lugnt tänker någon ut rykten om honom och hans vänner som de skriver in i gästboken. De retar upp sig och diskuterar flickvänner istället för musik. I alla fall är "Du-vet-vem" till slut den största förloraren. Vi kan bara hoppas att ingen i Hamburg släpar bort små flickor till Hemligheternas kammare. Men kanske heter Hemligheternas kammare "The Pool" och är i Academys källare?


Das zauberhafte Gästebuch

Stellt euch vor:
Ein junger Mann, der "Du-weißt-schon-wer" genannt wird, verzaubert kleine Mädchen. In der Version von Joanne K. Rowling macht er das mit Tinte und dem alten Tagebuch von Tom Riddle, in Deutschland mit einem Gästebuch im Internet. Sobald er eine gefangen hat, bricht der Tumult los. Und wenn ausnahmsweise Ruhe ist, denkt sich jemand Gerüchte über ihn und seine Freunde aus und schreibt die ins Gästebuch. Dann regen sich wieder alle darüber auf und diskutieren über Freundinnen statt über Musik. Auf jeden Fall ist "Du weißt-schon-wer" am Ende der größte Verlierer. Wir können nur hoffen, dass in Hamburg niemand kleine Mädchen in die Kammer des Schreckens verschleppt. Aber vielleicht heißt die Kammer des Schreckens ja "The Pool" und ist im Keller der Academy?

(März 2006)



burning flame

maybe it's because the winter
makes the world around us grey
by now hearts are filled with frost
so much more than words can say
i admit i miss your laughter
and the sun in your blue eyes
want to part the foggy darkness
stop the downhill crashing dice

in my mem'ries there's a fire
blazing hotter than the cold
thinking of the words you said
all the stories your life told
much you did made life worth living
sure i won't forget the fun
and the everlasting warmth
given by the deep blue sun

one day all your dreams will come true
one day all the hope you feel
all desir's you had on earth that
once were visions now are real

one day is today?

so might this be
the burning flame
always with you
just like your name
making grey times
sunny and warm
the burning flame
sunny and warm

and i wish you all the best
for your start in this new world



(december 2005)



Rache an der Powerfrau

Text und Musik: Daniel "Dän" Dickopf
Spezialtext: Nina Thamm

Ich wecke sie mit meinem fröhlichsten Lachen:
"Aufstehn, Hausfrau, sauber machen!
Du brauchst heut' keine frisch gebügelte Hose,
im Küchenschrank steht nichtmal eine einzige gespülte Tupperdose!"
Sie sagt: "Die Sonne scheint - die Fenster kriegen Streifen,
heut' kein Frühjahrsputz, das wirst du doch begreifen!
Vom putzen werden Hände schäbig! Außerdem
muss ich jetzt los - ich will noch shoppen gehn."
Ich werde sauer! "Schatz, shoppen kannst du morgen!
Hier steht der ganze Müll rum, den solltest du entsorgen!
Schnapp dir den Mopp und wisch doch mal das " Sie schaut mich an und stürmt entsetzt zur Türe raus.

Sie ist 'ne Power-Frau, die alle Tricks kennt.
Nur was Haushaltsführung angeht ist sie absolut verpennt!
Kann nicht kochen, bügeln und fasst keinen Lappen an.
Ich hab bis heute nichts gesagt als braver Mann.
Doch die Zeit als ihr Heinzelmännchen ist passee,
das hält auch mein Therapeut für ne gute Idee.

Ihr Fluchtversuch misslingt, ich halt sie am T-Shirt fest.
Sie jault, schlägt um sich und startet wütenden Protest.
Es hilft ihr nix, ich drücke ihr den Schrubber in die Hand
auf's Resultat bin ich jetzt schon gespannt!
Sie gibt auf und wischt immerhin das Arbeitszimmer
ihr Gejammer war schon heftig aber jetzt kommt es noch schlimmer:
die Kellertreppe schreit laut nach Besen und Mopp
sie darf erst aufhör'n zu putzen wenn ich sage: "Tipp-topp!"

Sie ist 'ne Power-Frau...

Stunden später kippt sie beinah um,
ist zwar noch längst nicht fertig, jault trotzdem rum.
"Mir tut alles weh, was einem weh tun kann.
warum hab ich dich geheiratet, du Hampelmann?!"
Jetzt fängt sie an von ihren Privatsekretär,
behauptet noch immer, dass da absolut nix wär,
der würd ihr jetzt helfen, statt nur meckernd zuzusehn
und natürlich liebend gerne mit shoppen gehn!

Sie ist 'ne Power-Frau und das ist meine Art
der Rache für zehn lange Jahre Matriarchat...
Die Pointe bleibt: ich behalt' das Haus.

Wenn es sauber ist, ja dann schmeiß ich sie raus!

(März 2005)


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