Im Herbst 2007 erreicht mich eine sehr liebe Mail von einem sehr lieben Drummer mit einer wichtigen Frage: "......haettest Du irgendwann mal wieder Lust ein Bass-Drum Fell zu designen?" Aber sicher hätte ich. Der Fellkauf ist schnell erledigt, es wird wieder das beliebte REMO Ambassador coated und diesmal ist der Verkäufer brav und schneidet mir das Wunschloch so, dass vom Logo des Herstellers nichts mehr sichtbar ist. Es folgen allerdings tausend Gründe, aus denen ich nicht mehr 2007 anfangen kann. Mein Umzug ist einer davon, aber das Fell überlebt diesen unbeschadet. Auf den Kiez traue ich mich schon seit Monaten nicht mehr, weil ich nicht riskieren will, einen Ellbogen in den Bauch zu kriegen. Außerdem machen ungeborene Babys ganz schön müde! Bei Vatertagsgig in Stade höre ich mich dann endlich sagen: "Wenn alles klappt, ist das hier der letzte Gig, den du mit diesem Fell in Stade spielst." Die Deadline ist gesetzt, denn am 30. Mai soll das gute Stück endlich einbaufertig sein.

April 2008:
Das neue Fell soll bitte ohne den Schriftzug gestaltet sein, da viele Zuschauer dann glauben, die Band heiße "The Wolfman". Also überlege ich, dass ich das Bild größer machen muss. Und spontan suche ich auch einen neuen Wolf aus.





21.(?) Mai 2008:
Ganz Deutschland ist im Champions League-Taumel und auch ich sitze vor dem Fernseher. Allerdings nicht, weil ich Fußball so interessant finde, sondern weil ich nebenbei die neuen Fetzenränder für den Wolf malen will. Es wird Zeit, damit das Fell am 30. nicht nur fertig sondern auch trocken ist, muss es am Wochenende komplett lackiert sein. Nachdem das Ränderdesign geschafft ist, schlafe ich auch prompt ein. Almi, keine Sorge, ich mag Fußball noch immer nicht ;-)





24. Mai 2008:
Das heutige Zeitmanagement-Seminar ist geschafft. Außerdem habe ich meine Spaghetti aufgegessen, die Briefkasten geleert und Platz auf den Tischen in meinem Zimmer geräumt. Es geht los. Die Mitte habe ich auf dem Fell schon markiert und so sollte es bei diesem Mal hoffentlich auf Anhieb klappen, den Entwurf so zu positionieren, dass ich nicht wieder alles ausradieren muss. Klar, festgeklebt wird wieder mit Scotch, Rückstände sind noch immer unerwünscht. Während sich Ballack und Co auf dem Rasen abgemüht haben, habe ich die Ränder alle nochmal dick nachgezeichnet. Das kommt mir jetzt offensichtlich zu Gute, denn ich kann den Entwurf gut genug durchschimmern sehen, um ihn direkt ohne Leuchttisch hochzeichnen zu können. Vom letzten Mal weiß ich auch noch, dass meine vier Englischlexika von der Dicke her hervorrangend als Stütze unter das Fell passen. Die hol ich doch gleich mal wieder raus.

15:45 Uhr, immernoch 24. Mai:
Zum unsichtbaren Star werden fünf Englischbücher, die jetzt - auf Weißheit getrimmt durch ein paar Bögen Papier - meiner Hand von Anfang an Unterstützung bieten. Im CD-Player dreht sich "Der Schwarm" und wird mir die Arbeit verkürzen.

16:00 Uhr:
Hoppla, das ging schnell. Mal sehen, ob die Ränder diesmal wirklich auf Anhieb an passender stelle sitzen. Hm, es sieht gut aus. zwei der Fetzen habe ich ein wenig verlängert, aber an der Position muss ich offensichtlich nichts mehr ändern. Gut so, dann kann ich mir ja schon den Lack schnappen. Der Beginn? die Augen natürlich ;-)



16:30 Uhr:
Jetzt klebt der Originalwolf hinterm Fell, denn meine Andeutung des Tieres war leider nicht detailliert genug, um mit ihr "malen nach Zahlen" spielen zu können. Nagut, dann hole ich das jetzt eben nach. Leider wird das bedeuten, dass ich entweder meine alte Leuchttischimprovisation wieder aufbauen muss oder dass ich das Fell die ganze Zeit gegen die Sonne halten muss, um genug sehen zu können. Wieso bin ich nicht auf die Idee gekommen, den Wolf auf Transparentpapier auszudrucken?



16:45 Uhr:
Auch das ist geschafft. Also hab ich mal den schwarzen Lack ordentlich durchgeschüttelt und werde mich jetzt darum bemühen, mit den dunkelsten Stellen des Fells anzufangen. Dann ist schon eine Menge der Fläche geschafft und es scheint mir hier leichter zu sein, helle Reflexe über dunklem Lack zu platzieren als andersherum.



17:50 Uhr:
Außer einer ganzen Menge schwarzen Lacks sind auch noch die Zähne ein erstes Mal angepinselt. Allerdings sind sie mir bisher ein wenig dunkel geraten. Bevor ich jetzt weitermachen kann, muss das Zeug erstmal trocknen, damit ich nicht unabsichtlich Lack verwische oder plötzlich mal meine Hand reinpatsche und dicke Flecken die Folge sind. Da bleibt also einige Zeit, um die ersten Fotos zu bearbeiten und in den Bericht einzupflegen.





25. Mai 2008, 12:00 Uhr:
Wenn es doch immer so leicht wäre, Zähne weißer zu machen... Als nächstes knöpfe ich mir jetzt Zahnfleisch und Zunge vor, ein lustiges Gemisch aus gräulichem rosa in mehreren Schattierungen. Hoffentlich habe ich genug Farben, um das zu mischen.



13:00 Uhr:
Zunge und Zanfleisch erglänzen in graurosa und auch die Zähne haben ihre Schatten bekommen. Bevor ich jetzt nochmal mit dem kleinen Finger in den Lack stupse, darf Wölfchen erstmal trocknen, damit ich endlich die Fotos bearbeiten kann. Und dann lohnt es sich auch, die ganze Geschichte online zu stellen.



14:25 Uhr:
Mjammi, Gnocchi arrabiata sind toll. Und dann als Nachtisch Joghurt und jetzt nebenbei Nougatpralinen. Zunge und Zahnfleisch des Schoßhündchens sind trocken genug, um den Wolf ergrauen zu lassen.

16:20 Uhr:
Mittlerweile sieht auch die Nase ganz gut aus, außerdem hat das Fell wieder ein paar Zeichnungen mehr. Es wird Zeit, die Augen fertigzustellen. Gelb, wie beim letzten Mal.

17:00 Uhr:
Feierabend für heute.



26. Mai 2008, 19:00 Uhr:
Es folgt der nächste Streich. Ich lackiere sämtliche Flächen in verschiedenen Grau- und Brauntönen. Bevor ich die restlichen Röllchen des Randes hellgrau anmale, werde ich mich ziemlich beherrschen müssen, damit das Fell vorher trocknet. Ging das letztes Mal auch so schnell? es scheinen nur noch ein paar Felldetails zu fehlen und dann ist es fertig? Komisch. Na mal sehen.

19:50 Uhr:
Mission "Flächendeckende Lackierung" abgeschlossen. Seht selbst.